Meine Tätigkeit als Lokführer
Da es ab und an mal Anfragen wegen zu meiner Arbeit gibt, werde ich hier nun mal ein paar Informationen zusammenstellen. Außenstehende bekommen meist nur selten einen Einblick in die Tätigkeit eines Lokführers, und so habe ich mal ein paar sicher sehr interessante Infos zusammengestellt.
Mein Dienstplan |
Ich bin in Nürnberg als Lokführer im Sonderdienst tätig. Ich werde also für Sonderleistungen (kurzfristig bestellte Sonderzüge) oder für Urlaubs- oder Krankenvertretung herangezogen. Da die Züge nun von Mo-So fahren, habe ich eine sogenannte "rollende Woche". Da man nun nicht weiß welche Arbeit genau anfällt, habe ich einen Ruhetagsplan, an dem ich ersehen kann welche Tage ich frei habe. Die Tage dazwischen kann ich vom Lokleiter frei eingeteilt werden.
Hier mal ein kleiner Ausschnitt aus meinem Dienstplan vom Monat Mai 2003 |
01 | 02 | 03 | 04 | 05 | 06 | 07 | 08 | 09 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | |
Soll | R | R | R | R | R | R | ||||||||||||
Ist | R | 14.09 - 23:17 |
R | R | 05.33 - 17:28 |
08.00 - 13.20 |
R | 08.53 - 17:45 |
13.10 - 00:14 |
23.24 - 07:52 |
21.58 - 09:26 |
A | R | 06.14 - 16:46 |
04.48 - 14.23 |
05.25 - 14.08 |
R | R |
Die 1. Zeile zeigt die Kalendertage, die 2. die Ruhetage wie sie geplant waren, und in der 3. Zeile steht wie ich tatsächlich gearbeitet habe. Den nächsten Dienst erfahre ich jeweils zum Ende der aktuellen Schicht. Sicher nicht immer sehr schön, da man kaum planen kann, aber manchmal auch nicht schlecht. Die festen Ruhetage (Soll) werden seitens der Lokleitung nicht einfach verschoben, nur wenn ich das wünsche, oder mich die Lokleitung fragt, weil etwas seltenes zu fahren ist, was nicht jeder kann. Natürlich kann ich auch mal einen Ruhetag verschieben, z.B. wenn schönes Wetter ist und auf den Feldern was los ist......!!
Meine Streckenkenntnis |
Im folgenden seht Ihr die Strecken auf denen ich planmäßig fahren darf und offiziell Streckenkunde besitze. Bevor man eine Strecke befahren darf muß man Streckenkenntnis erwerben. Dazu muß ich die Strecke mit einem kundigen Lokführer mitfahren, pro Richtung 3x Tags und 3x Nachts. Diese Fahrten werden protokolliert und zu den Personalakten gelegt. Da man mit Güterzügen, die ich überwiegend fahre, nur bis zu 100 km/h fährt rechnet man bei 8h zulässige Gesamtfahrzeit etwa 300 km die erreicht werden können. So könnte man auch noch einen Zug wieder zurückfahren, was ja auch wirtschaftlich ist. Einige Entfernungen von Nürnberg aus gerechnet hab ich in Klammern angegeben.
"Meine" Lokomotiven |
Im folgenden seht Ihr die Loks mit ein paar technischen Daten und Infos aufgelistet, die Loks die ich fahren darf. Für jede einzelne Lok muß man eine Prüfung oder Einweisung machen. Gezeigt wird immer die Hauptbaureihe, aus der dann bestimmt Unterbaureihen entstanden, die in Klammern genannt sind.
Steuerwagen | |
Steuerwagen der Bauart 481, gebaut in Wittenberge, deshalb meist nur "Wittenberger Kopf" genannt. |
Um das Umspannen auf Kopfbahnhöfen (z.B. Leipzig Hbf) zu vermeiden wurden Steuerwagen gebaut. Hier ist nun ein Führerstand im Wagen eingebaut, von dem aus die Lok gesteuert und überwacht werden kann. Auch dafür bekommt man eine extra Ausbildung oder Einweisung mit Nachweis welchen Typ man fahren darf. Das Fahrgefühlt vom Steuerwagen aus ist nicht viel anders wie von der Lok, nur daß es eben etwas ruhiger ist, man hört ja den Motor oder die Lüfter nicht. Für eine Wende von der Lok zum Steuerwagen bekommt man bei Lok+5 Wagen ganze 7 Minuten!! Da muß jeder Handgriff sitzen! Ich darf die Steuerwagen der Bauarten 735, 740 ("Karlsruher Kopf") und 481 "Wittenberger Kopf" fahren. Allerdings sind nicht immer alle Loks innerhalb einer BR Steuerwagenfähig |
Der Führerstand |
Hier im folgenden ein paar der Führerstände von den Loks die ich fahren kann.
DB-Altbau E-Lok | |
Führerstand einer 139, das Foto hat mir mein Lokführerkollege Wieland gesponsert. |
Der Führerstand der DB-Altbau E-Loks wurde weitestgehend
vereinheitlicht und zwischen den Baureihen gibt es nur kleine Unterschiede. Dieser Führerstand wurde bei den Baureihen 110, 113, 139,
140, 141 und 150 eingebaut. Der Messingschalter ist für die Fahrtrichtung, also vorwärts oder rückwärts. Mit dem Handrad wird das
Schaltwerk geschaltet, welches 28 Stufen hat. Es wird solange aufgeschalten bis die Höchtgeschwindigkeit erreicht ist, danach wird
soviel abgeschaltet daß die Geschwindigkeit gehalten wird. Die Messinstrumente
sind für Fahrdrahtspannung, Oberstrom, Fahrmotorstrom und Zugheizspannung. Die blauen, gelben und roten Leuchtmelder gehören zur
Indusi. Mit dieser Einrichtung wird das Verhalten der Lokführer gegenüber von Signalen überwacht. Ich muß dort bestimmte Signalbilder
quittieren und die Geschwindigkeit entsprechend anpassen. Rechts oben sind
die Anzeigeinstrumente für die Luftanlage, darunter die Hebel für die
Bedienung der Zug- und Lokbremse. |
DB-Neubau E-Lok | |
Führerstand einer 152, das Foto hat mir mein Lokführerkollege Wieland gesponsert. |
Um die zukünftigen Führerstände zu vereinheitlichen
wurde bei den Neubauloks auch ein einheitliches Design gewählt.
Natürlich gibt es aber aufgrund der unterschiedlichen Hersteller einige
Bedienunterschiede, aber an der Bedienung ändert sich eigentlich nicht
viel. Dieser Führerstand ist in den Baureihen 101, 145, 152, 182, 1010,
1116 und auch in der derzeit in Nürnberg angelieferten 189 zu finden.
Rechts die 2 parallelen Hebel sind für Zugbremse und dynamische
(E-Bremse) der Lok. Links davon ist der Zugkraftsteller und der AFB-Steller. Mit dem AFB Steller wird eine Geschwindigkeit eingestellt die
die Lok dann selbsttätig einhält. Ganz links ist der Zugbahnfunk zu
sehen, und rechts davon das Display ist zur Anzeige von Infos. Dort werden
auch Störungen angezeigt und abgearbeitet. Darunter die Taster sind für
Stromabnehmer, Hauptschalter und Indusi. In der Mitte ist das MFA zu
sehen, das Modulare Führerraumanzeigegerät. Es zeigt Zug- und Bremskraft
und Geschwindigkeit an. Außerdem werden Daten der LZB angezeigt. Die LZB
das ist die Linien- Zug- Beeinflussung, welche auf Neub- und
Ausbaustrecken zu finden ist. Hier bekommt der Tf eine lückenlose
Information über die Stellung der Signale und Geschwindigkeiten, mit
einer Vorschau von bis zu 10 km!! |
DR Baureihe 155 | |
Führerstand einer 155, das Foto hat mir mein Lokführerkollege Wieland gesponsert. |
Die Führerstände der Ost-Loks sind nicht sehr viel anders
als die der DB Altbau E-Loks, nur viel moderner. Die Baureihe 155 hat noch
Nachlaufsteuerung, also mit dem Handrad wird das Schaltwerk bedient,
welches dann auf der Stufe hinterherläuft. Allerdings werden hier
Motorstrom und Spannung von der Lok selbstständig überwacht. Bei den DB
Altbauloks muß das der Tf selber tun. Die DR Loks haben auch zwischen den
Schaltwerk Stufen noch Halbstufen, womit der Zugkraftsprung minimiert
wird. Mit einer untergelagerten Zugkraftregelung kann auch noch sehr
feinfühlig geregelt werden. Die Lok hat auch eine Aufrüstautomatik, und
die Hilfsbetriebe wie Lüfter werden schon von einem Drehstromnetz
versorgt. Bei den DR-Loks wird die Geschwindigkeit digital über das
Anzeigegerät angezeigt, welches zwischen den Fenstern zu sehen ist. Dort
ist auch die Indusi integriert. |
DR Baureihe 232 | |
Führerstand einer 232, das Foto hat mir mein Lokführerkollege Wieland gesponsert. |
Weil es meine Lieblingslok ist, darf der Führerstand der
232 natürlich hier nicht fehlen. Gesteuert wird die Motordrehzahl mit dem
Handrad, wobei sich der Motorstrom dann proportional erhöht und die Lok
beschleunigt. Die blau unterlegten Schalter an der Unterseite sind für
Beleuchtung, Steuerung Kühlung und für die Druckluftanlage. Darüber auf
der rechten Seite die Schalter für die Motorsteuerung, anlassen/abstellen
und Ein- und Ausschalten der Einspritzpumpe. Zum Abstellen des Motors wird
ganz einfach die Einspritzpumpe mittels Kippschalter auf "0"
gestellt. Davor die Anzeigen für die Druckluft und die Aufforderungssifa.
Bei dieser Version der Sifa (Sicherheitsfahrschaltung) muß ich den
Fußtaster immer bedienen wenn der Leuchtmelder leuchtet. Damit versuchte
man einer Bedienung im Unterbewusstsein vorzubeugen. Links sind dann noch
die Messinstrumente für Fahrmotorstrom, Heizstrom und Batterieladung,
sowie eine Anzeige für die Kühlwassertemperatur. Links neben dem
"Lenkrad" (Fahrschalter) ist der Richtungsschalter. Ja die Fahrt
auf einer 232 mit offenem Fenster vermittelt echt geniale Klänge die der
3000-PS Motor dann entfaltet !! |
Ja ich hoffe Ihr findet die Infos interessant und könnt Euch nun mehr ein Bild vom "Leben eines Lokführers" machen.